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China und das weltweite KI Wettrennen

Warum Europa zwischen China und den USA zerrieben wird – und was das für uns bedeutet

TLDR: Der globale KI-Wettbewerb ist längst kein technologisches Rennen mehr, sondern ein geopolitischer Machtkampf. China dominiert die industrielle Robotik, investiert massiv und staatlich gelenkt, während Europa mit fragmentierten Budgets und bürokratischer Trägheit kämpft. Die EU gibt 3 Milliarden Euro für KI-Start-ups aus - die USA planen 500 Milliarden Dollar. Europas Stärke liegt in der Regulierung (AI Act) und bei erklärbarer KI, doch die Hardware-Souveränität fehlt komplett. Selbst europäische LLM-Champions wie Mistral AI und Aleph Alpha laufen auf gegenüber der US-Infrastruktur. Das Ergebnis: digitale Vasallität statt digitaler Souveränität. Die Frage ist nicht mehr, ob Europa aufholen kann - sondern ob es überhaupt noch relevant bleibt.

Die Trinität der KI-Macht: Compute, Algorithmen, Daten

Um den globalen KI-Wettlauf zu verstehen, müssen wir zunächst die drei Säulen der KI-Macht betrachten: Compute (Hardware und Infrastruktur), Algorithmen (Modelle und Software) und Daten. Eine strategische Schwäche in einer dieser Säulen wirkt sich kaskadierend auf die anderen aus.

Die geopolitische Realität wird derzeit durch die Vereinigten Staaten definiert. Unternehmen wie Nvidia und OpenAI erlauben es Washington, die globalen Spielregeln zu bestimmen. Die US-Exportkontrollen, die den Zugang zu hochentwickelten Halbleitern stark einschränken, beeinflussen direkt Chinas Fähigkeit zur Entwicklung von Compute-intensiven KI-Systemen (Xpert.Digital, 2025).

Sowohl China als auch Europa agieren in diesem Spannungsfeld – aber mit fundamental unterschiedlichen Strategien. China versucht, die technologische Kontrolle der USA durch beschleunigte Autarkie und massive staatliche Investitionen zu umgehen. Europa versucht, als Regulator und Champion der "Trustworthy AI" eine differenzierte Rolle einzunehmen.

Die strategische Bedeutung der Hardware ist so zentral geworden, dass der Zugang zu leistungsstarken KI-Beschleunigern wie dem Nvidia H200-Chip in Washington nicht mehr als Handelsformalität betrachtet wird, sondern als Verhandlungsmasse im komplexen Spiel um kritische Rohstoffe – insbesondere Seltene Erden (Xpert.Digital, 2025). Technologische Souveränität ist damit zum Verhandlungsgegenstand in der globalen Geopolitik geworden.

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Das europäische Finanzierungsdilemma: 3 Milliarden gegen 500 Milliarden

Ein fundamentaler Unterschied zwischen den strategischen Positionen Chinas und Europas liegt in der Geschwindigkeit und dem Volumen der Kapitalmobilisierung. Hier manifestiert sich Europas grösstes Defizit.

Die Investitionssummen der Europäischen Union wirken im globalen Vergleich geradezu bescheiden. Während in den USA ambitionierte Pläne auf eine massive Beschleunigung abzielen – selbst wenn sie sich teilweise als PR-Offensiven entpuppen, wie Trumps angekündigte 500-Milliarden-Dollar-Initiative – fallen die europäischen Anstrengungen dramatisch ab (IPG Journal, 2025).

Als konkretes Beispiel: Die EU-Kommission verabschiedete ein Innovationspaket für KI-Start-ups und den Mittelstand im Wert von lediglich 3 Milliarden Euro. Im Angesicht der globalen KI-Investitionen erscheint dieser Betrag als geradezu symbolisch. Die strategische Trägheit Europas wird auch durch langfristige, breit gefächerte Initiativen offengelegt. Mario Draghis Plan, jährlich 800 Milliarden US-Dollar für die gesamte europäische Wettbewerbsfähigkeit zu mobilisieren, ist für eine ganze Reihe von Industrien vorgesehen und könnte frühestens mit dem neuen EU-Haushalt 2028 fliessen (IPG Journal, 2025).

China erlebte im späten 2010er-Jahrzehnt einen starken Boom der Venture-Capital-Investitionen, der massgeblich durch staatliche Ermutigung und eine Flut privaten Kapitals befeuert wurde (Skale Egenkapital, 2025). Dies führte zur Entstehung von massiven, vertikal integrierten Technologie-Giganten, die als perfekte Anwender:innen und Datengenerator:innen für die nächste Generation von KI und Robotik dienen.

Das jährliche Investitionsvolumen in US-Start-ups übersteigt das in Start-ups in der gesamten EU und im Vereinigten Königreich um das Drei- bis Vierfache (Skale Egenkapital, 2025). Diese Finanzierungsverzerrung führt direkt zu einem Skalierungsdefizit in Europa. Europäische Start-ups kämpfen mit einem Teufelskreis: Mangels grosser Erfolgsgeschichten (Unicorns) bleiben die Investor:innen zurückhaltend; ohne das notwendige Kapital können diese Erfolgsgeschichten jedoch kaum generiert werden.

Europas LLM-Hoffnungsträger:innen: Mistral AI und Aleph Alpha

Trotz des generellen Mangels an Skalierungskapital hat Europa einige kritische Leuchttürme im LLM-Bereich hervorgebracht. Das französische Unternehmen Mistral AI, gegründet von ehemaligen KI-Expert:innen von Meta und Google, sicherte sich in kurzer Zeit beeindruckende Summen – zuletzt 385 Millionen Euro, nachdem es bereits Investitionen in Höhe von 105 Millionen Euro erhalten hatte (Inside IT, 2023). Das Unternehmen wird als sogenanntes "doppeltes Unicorn" mit über 2 Milliarden Euro bewertet und entwickelt mit Modellen wie "Mixtral 8x7B" eine ernsthafte Konkurrenz zu den US-amerikanischen Marktführer:innen.

Parallel dazu konnte sich die deutsche Firma Aleph Alpha 500 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde sichern (Aleph Alpha, 2023). Aleph Alpha unterscheidet sich durch seinen strategischen Fokus auf "erklärbare und vertrauenswürdige" LLMs, die gezielt auf die strengen Compliance-Anforderungen des öffentlichen Sektors und regulierter Industrien in Europa ausgerichtet sind.

Die hohe Finanzierung dieser europäischen Anbieter:innen ist ein direktes Zeichen dafür, dass die EU-Regulierung (der AI Act) eine Marktnische für Trustworthy AI geschaffen hat. Modelle, die von Grund auf auf Erklärbarkeit und Sicherheit ausgelegt sind, besitzen einen strategischen Vorteil beim Vertrieb in global regulierte Sektoren.

Zusätzlich treibt Europa die Strategie der Multilingualität voran. Das OpenGPT-X-Konsortium, gefördert vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), arbeitet intensiv daran, die Sprachzugänglichkeit zu verbessern. Gängige Benchmarks zur Evaluierung von Sprachmodellen werden maschinell in 21 der 24 unterstützten europäischen Sprachen übersetzt (TU Dresden, 2024). Dieser Fokus auf Mehrsprachigkeit ist essenziell für die digitale Souveränität in einem multikulturellen Kontinent.

Chinas LLM-Ökosystem: Wachsende Masse und Souveränitätsanspruch

China entwickelt parallel eine dynamische, auf staatliche Souveränität ausgerichtete LLM-Landschaft. Das Land verfügt über eine wachsende Open-Source-LLM-Szene, zu der Modelle wie Wu Dao 3.0 gehören (Index.dev, 2025). Diese Open-Source-Verfügbarkeit erleichtert die schnelle Verbreitung und Iteration von Modellen in der chinesischen Industrie und Wissenschaft.

Die chinesische Regulierung dient nicht primär der Beschränkung, sondern der Lenkung. Der Rechtsrahmen zielt darauf ab, die Integration der KI in die Realwirtschaft zu fördern, indem er klare rechtliche Grenzen für Geschäftsaktivitäten festlegt. Der verwendete "Negative List"-Ansatz definiert explizit verbotene Aktivitäten, während Entwickler:innen in allen nicht gelisteten Bereichen frei operieren können (Truyo, 2025). Dies schafft eine Balance zwischen Innovation und notwendiger staatlicher Aufsicht.

Ein weiterer kritischer Faktor, der Chinas Streben nach souveränen Modellen rechtfertigt, ist die Frage der kulturellen Voreingenommenheit. Studien haben gezeigt, dass grosse Sprachmodelle Texte chinesischer Autor:innen schlechter bewerten, sobald die Herkunft bekannt ist (Radio Central, 2025). Diese algorithmische Voreingenommenheit in primär westlich trainierten Foundational Models liefert China eine strategische Rechtfertigung, massiv in eigene, kulturell neutrale oder spezifische Modelle zu investieren.

Robotik: Chinas unangefochtene Dominanz

Jenseits der generativen KI demonstriert China eine unangefochtene Dominanz in der physischen Anwendung von KI, insbesondere in der industriellen Robotik. China ist der am schnellsten wachsende Robotik-Markt der Welt und dominiert seit 2016 ununterbrochen sowohl die jährlichen Installationen als auch den operativen Roboterbestand (Automationspraxis, 2022).

Die globale durchschnittliche Roboterdichte ist auf 141 Roboter pro 10.000 Beschäftigte gestiegen und hat sich in sechs Jahren mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung wird massgeblich von Märkten wie China getragen.

Diese quantitative Führerschaft führt zu einer strategisch kritischen Überlegenheit bei den Real-World Deployment Data für die Robotik. Fortschritt in der angewandten Robotik-KI (autonome Steuerung, Perzeption in unstrukturierten Umgebungen) ist extrem datengetrieben. Chinas riesige, operative Roboterbestände generieren kontinuierlich Trainingsdaten in industriellem Massstab. Das bedeutet: China automatisiert nicht nur schneller, sondern verbessert auch die Intelligenz seiner Roboter schneller und effizienter.

Europa besitzt traditionell eine starke Basis in der Fertigung und damit in der Robotik-Dichte. Deutschland ist der grösste Robotik-Markt in Europa und liegt weltweit auf Platz vier mit 397 Robotern pro 10.000 Beschäftigten (Automationspraxis, 2022). Der strategische Nachteil Europas liegt jedoch in der Wachstumsdynamik. Während asiatische Märkte wie Singapur seit 2016 ein durchschnittliches jährliches Wachstum der Roboterdichte von 24% verzeichnen, ist die Wachstumsrate in Europa zwar konstant, aber geringer.

Das Ökosystem-Dilemma: Forschungsstärke, Skalierungsschwäche

In Bezug auf die reine Publikationsquantität publizieren die EU-Länder zwar insgesamt mehr wissenschaftliche Arbeiten als China und die USA (Forschung & Lehre, 2021). Dies zeugt von einer robusten, aber oft fragmentierten Forschungslandschaft.

Allerdings wird die Qualität und der Einfluss der Forschung zunehmend durch China bestimmt. Das Land holt stark bei der Anzahl der "Highly Cited Researchers" auf (Forschung & Lehre, 2021). Obwohl Europa Top-Talente hervorbringt, ist die europäische Stärke über verschiedene nationale Ökosysteme verteilt, was die Bildung kritischer Massen für globale KI-Projekte erschwert.

Europa ist im globalen Vergleich zurückgefallen, wenn es darum geht, skalierbare Weltklasse-Internet- und KI-Unternehmen zu schaffen. Von den Top 20 Internetunternehmen weltweit stammt derzeit keines aus Europa, während neun chinesisch und elf amerikanisch sind (World Economic Forum, 2018). Europa ist ein Netto-Exporteur von intellektuellem Kapital: Die Grundlagenforschung und das Talent werden hier generiert, aber die besten Köpfe und die daraus resultierenden Innovationen werden von den besser finanzierten Ökosystemen in den USA und China angezogen.

Und darum bin ich nach wie vor überzeugt: Die Zukunft der europäischen Technologieentwicklung liegt nicht im Kopieren amerikanischer oder chinesischer Strategien, sondern im gemAInsamen Gestalten unserer eigenen Stärken. Wir stehen am Beginn einer Ära, in der digitale Souveränität nicht mehr ein abstraktes Konzept ist, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit – einer Ära, in der Vertrauen, Erklärbarkeit und ethische Standards zu echten Wettbewerbsvorteilen werden. Die Frage ist nicht, ob Europa im KI-Wettlauf mithalten kann, sondern wie wir unsere einzigartigen Stärken nutzen, um einen eigenen Weg zu gehen. Also wenn Du verstehen willst, was das für dein Unternehmen bedeutet, und wenn Du mit mir zusammenarbeiten willst: melde Dich gerne www.rogerbasler.ch

Disclaimer: Dieser Artikel wurde nach meinem eigenen Wissen und dann mit Recherchen mit KI (Perplexity.Ai und Grok.com sowie Gemini.Google.com) manuell zusammengestellt und mit Deepl.com/write vereinfacht. Der Text wird dann nochmals von zwei Personen meiner Wahl gelesen und kritisch hinterfragt. Das Bild stammt von Ideogram.Ai und ist selbst erstellt. Dieser Artikel ist rein edukativ und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte melde dich, wenn Du Ungenauigkeiten feststellst, danke.

Quellen und weitere Informationen:

Aleph Alpha. (2023). Aleph Alpha raises a total investment of more than half a billion US Dollars from a consortium of industry leaders and new investors. https://aleph-alpha.com/aleph-alpha-raises-a-total-investment-of-more-than-half-a-billion-us-dollars-from-a-consortium-of-industry-leaders-and-new-investors/

Automationspraxis. (2022). World Robotics 2022 Report: Top 5 der am stärksten automatisierten Länder. https://automationspraxis.industrie.de/news/world-robotics-2022-report-top-5-der-am-staerksten-automatisierten-laender/

AWA. (2025). Balancing Innovation and Regulation: Comparing China's AI Regulations with the EU AI Act. https://www.awa.com/awapoint/balancing-innovation-and-regulation-comparing-chinas-ai-regulations-with-the-eu-ai-act/

Forschung & Lehre. (2021). Highly Cited Researchers 2021: China holt bei meistzitierten Forschenden auf. https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/china-holt-bei-meistzitierten-forschenden-auf-4183

Forschung & Lehre. (2021). Publikationen: EU-Länder publizieren mehr als China und USA. https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/eu-laender-publizieren-mehr-als-china-und-usa-1837

Index.dev. (2025). Top 5 Chinese Open-Source LLMs to Watch in 2025. https://www.index.dev/blog/chinese-open-source-llms

Inside IT. (2023, 12. Dezember). Französisches KI-Startup sammelt 385 Millionen Euro. https://www.inside-it.ch/franzoesisches-ki-startup-sammelt-385-millionen-euro-20231212

IPG Journal. (2025). China baut effizientere KI-Modelle, die EU rennt den USA hinterher. https://www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/trumps-ki-bluff-8053/

Radio Central. (2025). KI hat Vorurteile gegenüber Texten aus China. https://www.radiocentral.ch/news/international/ki-hat-vorurteile-gegenueber-texten-aus-china-162440469

Skale Egenkapital. (2025, 11. März). The Startup Survival Gap: Europe, USA, and China (2015-2025). https://skaleegenkapital.com/2025/03/11/a-decade-of-startup-dynamics-europe-usa-and-china/

Time Magazine. (2025). How China Is Advancing in AI Despite U.S. Chip Restrictions. https://time.com/7204164/china-ai-advances-chips/

Truyo. (2025). Comparing the EU AI Act and China MAIL Draft. https://truyo.com/comparing-the-eu-ai-act-and-china-mail-draft/

TU Dresden. (2024). OpenGPT-X-Team veröffentlicht sein European LLM Leaderboard. https://tu-dresden.de/cids/center/news/european-llm-leaderboard-of-opengptx

World Economic Forum. (2018). Here are 3 lessons Europe can learn from China's flourishing start-ups. https://www.weforum.org/stories/2018/09/3-lessons-europe-can-learn-from-china-flourishing-start-up-ecosystem/

Xpert.Digital. (2025). A U-turn in the chip war? The Nvidia H200 decision: Why Trump might suddenly release Nvidia's super chip to China. https://xpert.digital/en/turning-point-in-the-chip-war/

 

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