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Das Internet wird zur Geisterstadt: Zwischen digitalen Zombies und KI-Müllbergen
Und warum das Internet wieder menschlicher werden muss.
TLDR: Das Internet versinkt in einer Flut von KI-generierten Inhalten – auf TikTok sind bereits 25% der Top-Suchergebnisse "AI Slop", während 80% davon täuschend echt wirken. Gleichzeitig erodiert das Sicherheitsgefühl: 33% der Nutzenden haben mehr Angst vor Online-Kriminalität als in der realen Welt. Die gute Nachricht? Es gibt konkrete Gegenmassnahmen – von Kennzeichnungspflichten über algorithmische Anpassungen bis zu mehr Medienkompetenz. Die digitale Zukunft hängt davon ab, ob wir jetzt handeln.
Halloween im Netz: Wenn Masken zur Normalität werden
Passend zum Datum: An Halloween verkleiden wir uns als Geister, Vampire und Untote - wenn auch nur für eine Nacht wird die Grenze zwischen Schein und Sein bewusst verschwommen. Am darauffolgenden Día de los Muertos ehren wir die Verstorbenen und erinnern uns daran, dass Leben und Tod eng miteinander verwoben sind. Doch was, wenn diese temporäre Maskerade zur Dauerschleife wird? Was, wenn wir nicht mehr unterscheiden können, wer echt ist und wer nur vorgibt zu existieren?
Genau diese Situation erleben wir gerade im Internet. Die "Dead Internet Theory" – jene Verschwörungstheorie, die behauptet, das Netz sei längst von Bots übernommen worden – erscheint plötzlich weniger absurd. Nur dass es keine Verschwörung ist, sondern eine messbare Realität: Künstliche Intelligenz oder eben “AI SLOP” flutet unsere digitalen Räume mit synthetischen Inhalten, während gleichzeitig unser Vertrauen in die Online-Welt dramatisch schwindet.
Die Vermessung des digitalen Verfalls
Eine aktuelle Studie von AI Forensics bringt erschreckende Zahlen ans Licht: Auf TikTok stammen rund 25% der Top-30-Suchergebnisse bei populären Hashtags von KI – verglichen mit lediglich 2% auf Instagram. Das Perfide daran? Etwa 80% dieser KI-generierten Videos wirken fotorealistisch und sind für normale Nutzende kaum zu erkennen.
Die Forscher:innen identifizierten dabei einen beunruhigenden neuen Trend: "Agentic AI Accounts" – Profile, die ausschliesslich darauf ausgelegt sind, KI-Inhalte in Massen zu produzieren und zu verbreiten. Diese Accounts nutzen generative Tools, um algorithmische Systeme zu "gamen" und maximale Viralität zu erreichen. Das Resultat ist eine Flut von visuell plausiblen, aber inhaltlich fragwürdigen Inhalten, die demokratische Prozesse und öffentlichen Diskurs systematisch untergraben.
Das Sicherheitsgefühl bröckelt
Parallel zur Content-Verschmutzung erodiert das Vertrauen der Nutzenden. Die Cyberstudie 2024 von digitalswitzerland, FHNW und SATW zeigt: Fast alle Befragten nehmen Cyberkriminalität als ernsthafte Bedrohung wahr, aber weniger als die Hälfte ergreift konsequent Schutzmassnahmen.
Eine repräsentative Bitkom-Umfrage aus 2025 belegt noch drastischer: 33% der Nutzenden haben mehr Angst vor Kriminalität im Netz als in der analogen Welt. Mehr als die Hälfte weiss im Ernstfall nicht einmal, an wen sie sich wenden kann. Der DsiN-Sicherheitsindex 2025 bestätigt diese Entwicklung: Über 50% der Internetnutzenden fühlen sich nicht ausreichend geschützt, während die Bedrohungslage kontinuierlich zunimmt.
Der AXA Cybersorgenmonitor 2025 offenbart ein bemerkenswertes Paradoxon: 78% sehen Cyberkriminalität als gesellschaftliche Herausforderung, 71% bewerten das Online-Verhalten der Bevölkerung als zu risikoreich – schätzen aber ihren eigenen Umgang als sicher ein. Diese Selbstüberschätzung macht uns besonders verwundbar.
Ist das Internet bereits tot?
Die "Dead Internet Theory" besagt, dass der Grossteil digitaler Interaktionen heute von Bots oder Algorithmen statt von echten Menschen stammt. Kritiker:innen argumentieren, dass die kreative, authentische Vielfalt des frühen Internets verloren geht und synthetischer KI-Content, Spam und Desinformation das Web dominieren.
Expert:innen konstatieren: Die Nutzer:innen fühlen sich zunehmend entfremdet, weil sie häufig auf gleichartige, maschinell erstellte Inhalte und wenig echte Innovation stossen. Matthias Zehnder bringt es auf den Punkt: KI-Systeme verarbeiten zwar Inhalte, aber die Nutzer:innen besuchen oft nicht mehr die Originalquellen – was die ökonomische Grundlage von Medien, Blogs und Kreativen untergräbt.
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Das Internet lebt - aber verändert sich dramatisch
Technisch gesehen ist das Internet keineswegs tot. Die Vernetzung nimmt weiter zu: Milliarden von IoT-Geräten, 5G-Infrastruktur und explodierende Datenmengen sprechen gegen ein technisches Ende. Die Diskussion dreht sich vielmehr um Qualität, Relevanz und Vertrauenswürdigkeit digitaler Informationen.
Das eigentliche Problem ist die Veränderung von Kultur, Authentizität und Nutzungsgewohnheiten im digitalen Raum. Wir erleben einen massiven Wandel von User-Input zu KI-generierten Zusammenfassungen, was dazu führt, dass Menschen traditionelle Websites nicht mehr besuchen, sondern direkt mit KI-Systemen kommunizieren.
Gegenmassnahmen: Kennzeichnung und Transparenz als Grundpfeiler
Ich glaube wir sind uns alle einig: KI-generierte Inhalte sollten verpflichtend und deutlich markiert werden, damit Nutzer:innen sie klar erkennen können. Plattformen wie YouTube und TikTok führen schrittweise Kennzeichnungspflichten ein - besonders bei Deepfakes und politischen Inhalten.
Seit Februar 2025 gelten EU-weite Transparenzregeln: Unternehmen müssen Mitarbeitende im Umgang mit KI schulen und riskante KI-Anwendungen sowie automatisierte Manipulation einstellen. Verbotene Praktiken wie Social Scoring oder emotionale Überwachung am Arbeitsplatz sind untersagt.
Gleichzeitig könnten Plattformen ihre Algorithmen stärker auf Quellenglaubwürdigkeit, journalistisch geprüfte Beiträge und Informationsqualität statt auf reine Reichweite und Engagement ausrichten. Die Einbindung von Fact-Checking-Organisationen und Medienexpert:innen kann helfen, die Sichtbarkeit von KI-Spam zu reduzieren und hochwertigen Content zu bevorzugen.
Bessere Medienkompetenz und Tools für Nutzer:innen
Kritische Medienkompetenz ist entscheidend: Nutzer:innen sollen Inhalte hinterfragen, Quellen prüfen und den Kontext einordnen.
Transparenz über den KI-Einsatz schafft zwar Vertrauen, etwa durch Hinweise wie "AI generated" aber wir müssen selbst mehr tun, wie unser neues KI Label: KI und Du - Der Mensch steht im Mittelpunkt
Die Masken, die wir an Halloween tragen, legen wir nach einer Nacht ab. Die digitalen Masken der KI aber bleiben – es sei denn, wir entscheiden uns bewusst dagegen. Die Geister, die wir am Día de los Muertos ehren, erinnern uns daran, dass Leben und Tod, Vergängliches und Bleibendes zusammengehören. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns auch im digitalen Raum daran erinnern: Was wir verlieren, wenn wir das Echte nicht mehr vom Künstlichen unterscheiden können, ist mehr als nur Information – es ist das Vertrauen, das unsere Gesellschaft zusammenhält.
Und darum bin ich nach wie vor überzeugt: Die Zukunft gehört nicht mehr dem Tippen und Klicken, sondern dem gemAInsamen Arbeiten mit intelligenten Systemen. Doch diese Zukunft trägt zwei Gesichter – und wir müssen entscheiden, welches wir sehen wollen.
Auf der einen Seite: Eine digitale Welt, die von synthetischen Inhalten überflutet wird, in der wir nicht mehr unterscheiden können, was echt ist und was von Algorithmen generiert wurde. Eine Welt, in der 25% unserer Feeds bereits KI-Slop sind und unser Vertrauen ins Netz systematisch erodiert.
Auf der anderen Seite: Eine Ära, in der wir die Technologie bewusst gestalten, in der KI uns als Werkzeug dient und nicht als Ersatz für menschliche Kreativität und Authentizität. Eine Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine durch Sprache neu definiert werden – wobei wir mit unseren Systemen nicht mehr über Tastaturen und Mäuse kommunizieren, sondern durch die natürlichste Form der menschlichen Interaktion: das Gespräch.
Die Frage ist nicht, ob KI unsere Zukunft prägt – sie tut es bereits. Die Frage ist, ob wir diese Zukunft aktiv mitgestalten oder uns von der Flut digitaler Zombies und KI-Müllberge überrollen lassen.
Also wenn Du reden willst, und wenn Du mit mir zusammenarbeiten willst: melde Dich gerne www.rogerbasler.ch
Disclaimer: Dieser Artikel wurde nach meinem eigenen Wissen und dann mit Recherchen mit KI (Perplexity.Ai und Grok.com sowie Gemini.Google.com) manuell zusammengestellt und mit Deepl.com/write vereinfacht. Der Text wird dann nochmals von zwei Personen meiner Wahl gelesen und kritisch hinterfragt. Das Bild stammt von Ideogram.Ai und ist selbst erstellt. Dieser Artikel ist rein edukativ und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte melde dich, wenn Du Ungenauigkeiten feststellst, danke.
Quellen und weitere Informationen:
AI Forensics. (2025). AI Slop & Algorithmic Virality. https://aiforensics.org/work/gen-ai-slop
AXA. (2025). AXA Cybersorgenmonitor 2025. https://www.axa.ch/de/ueber-axa/medien/medienmitteilungen/aktuelle-medienmitteilungen/2025/20250512-axa-cybersorgenmonitor-2025.html
digitalswitzerland. (2024). Cyberstudie 2024: Dreiteilige Befragung der Schweizer KMU, Bevölkerung und IT-Dienstleistungsunternehmen. https://digitalswitzerland.com/de/cyberstudie-2024/
E-Commerce Werkstatt. (2025). KI-Verordnung 2025: Was Unternehmen jetzt wissen müssen. https://www.ecommerce-werkstatt.de/magazin/ki-verordnung-2025/
Europäische Kommission. (2025). State of the Digital Decade 2025: Report – urgent and bold action needed. https://digital-strategy.ec.europa.eu/de/policies/2025-state-digital-decade-package
Futurezone. (2025). Dead Internet Theory: Kolumne Wissenschaft. https://futurezone.at/meinung/florian-aigner-kolumne-wissenschaft-dead-internet-theory/403082490
Hinte Media. (2025). Schluss mit AI-Slop: Warum Content 2025 wieder menschlicher werden muss. https://www.hinte-media.com/schluss-mit-ai-slop-warum-content-2025-wieder-menschlicher-werden-muss/
Kapital Klar. (2025). Die Dead Internet Theory: Ist das Web tatsächlich tot oder nur ein Mythos? https://kapital-klar.info/die-dead-internet-theory-ist-das-web-tatsachlich-tot-oder-nur-ein-mythos/
Media Lab. (2025). KI und Fake News: Wie künstliche Intelligenz Desinformation verbreitet. https://www.media-lab.de/de/blog/ki-und-fake-news/
Netzpolitik. (2025). Studie zu AI Slop: Wie künstliche Videos Social Media fluten. https://netzpolitik.org/2025/studie-zu-ai-slop-wie-kuenstliche-videos-social-media-fluten/
Zeit Online. (2025). Dead Internet Theory: AI Slop, Content und Verschwörungstheorie. https://www.zeit.de/digital/2025-10/dead-internet-theory-ai-slop-content-verschwoerungstheorie


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